Meeresfrüchte und Co auf Reisen

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Dazu gehören natürlich auch kulinarische Erlebnisse. Wir waren, mein Mann und ich, für zwei Wochen auf der Hochseeinsel Helgoland. Bekannt ist das Eiland für ein besonderes Getränk, den Helgoländer Eiergrog und für eine weitere Spezialität, den Knieper. Was das ist? Es sind die Scheren eines Taschenkrebses, der eigentlich eine Krabbe ist.

Hier also mein Artikelzum Helgoländer Knieper
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Helgoland und Knieper gehören zusammen

Helgoländer Knieper ist eine besondere Delikatesse. Die Insel  zu besuchen, ohne das weiße Fleisch des Taschenkrebses zu kosten, ist ein kulinarischer Frevel. Die großen Krabben leben in der Nordsee. deren Population zum Glück nicht gefährdet ist.


Knieper warm oder kalt, auf Brötchen oder Pizza

Es sind die kräftigen Scheren des Taschenkrebses (Cancer pagurus), die in Helgoland zahlreich in den Gaststätten angepriesen werden. Rund 20 Euro kostet eine Portion Knieper, der gekocht mit verschiedenen Soßen und Baguette serviert wird. Mit einem Hummerbesteck erkämpft sich der Gast das zarte, weiße Fleisch aus den harten Schalen. Dabei sind sich die Helgoländer nicht einmal einig, ob die Delikatesse besser warm oder kalt auf den Tisch gehört. Bekannt ist er auch als Salat mit Mayonnaise. Wer skeptisch ist, kann erst einmal ein Knieperbrötchen an einer der Hummerbuden im Hafen kosten. Vorausgesetzt er reist in der Saison, denn außerhalb dieser ist Helgoland zwar eine ruhige Oase, aber eben nicht mit allen sonst üblichen Angeboten für Touristen versehen. Im Unterland wird der Besucher dafür von einer Pizzeria überrascht, die Knieper-Pizza anbietet. Sie ist lecker, mit viel Knoblauch angerichtet und zum Testen nicht weniger geeignet als ein entsprechendes Brötchen.

Vom Fang der Taschenkrebse

Die räuberischen Taschenkrebse leben nicht nur im nährstoffreichen Helgoländer Felswatt, sondern auch im Atlantik und werden noch bis in den Norden von Norwegen gefangen. Dabei besiedeln sie sandige oder felsige Tiefen zwischen wenigen und bis zu 100 Metern. Sie werden mit Hummerkörben gefangen, in die sie sich durch Köder anlocken lassen, aber auch mit Stellnetzen und Reusen. Es heißt, die Helgoländer Knieper sind besonders lecker, was am reichen Nahrungsangebot um den roten Felsen liegen soll. Die Krabben verfügen über die Besonderheit, eine abgetrennte Krebsschere wieder nachbilden zu können. Fängt ein Vogel einen Taschenkrebs, so kann sich diese also von einer Schere trennen, um sich so das Leben zu retten. Beim Fang durch einen Fischer hilft ihm das nichts. Die Art der Tötung der Tiere führte 2002 zu einem Streit der Traditionsfischer und einigen Tierschützern. Die Tiere werden hart aber bestimmt mit dem Kopf auf Metall geschlagen, was sie sofort tötet, die Scheren werden abgetrennt und der Rest des Körpers dient den Fischern weiter als Köder. Vorgeschrieben ist bei Krebstieren die Tötung durch Abkochen in ausreichend kochendem Wasser. Laut einem Artikel aus „Die Welt“ vom 13. August 2010 konnten die Helgoländer Fischer im Knieper-Streit aber nachweisen, dass ihre herkömmliche Methode, die Tiere genauso schnell tötet, wie das kochende Wasser.

Früher war es Hummer, heute Knieper

In früheren Zeiten waren die Taschenkrebse für die Fischer lediglich ein Beifang, den sie für ihre Familien gerne mitnahmen. Es war ein Armeleuteessen. Ihren Lebensunterhalt verdienten sie dagegen mit dem Hummer. Im Jahr 1937 wurde der Rekord erzielt. Über 85.000 Hummer konnten die Fischer aus dem Meer holen. Heute ist es selten, dass die Insulaner eine solche Delikatesse fangen. Die Population hat durch die Bombardierungen und Sprengungen im und nach dem Zweiten Weltkrieg wichtigen Lebensraum verloren. Man geht auch davon aus, dass der Hummer wesentlich empfindlicher auf Meeresverschmutzungen reagiert als die robusten Taschenkrebse. Diese sind den Hummern überlegen. Sie besiedeln den gleichen Lebensraum und sind weniger anfällig. Wenn sich zwei gleichaltrige Tiere, ein Hummer und ein Taschenkrebs um die gleiche Wohnhöhle streiten, so verliert der schwächere Hummer. Seit den 50er Jahren nimmt der Bestand der Taschenkrebse beständig zu. Für die Helgoländer Fischer sind die Tiere längst mehr als nur ein Beifang. Inzwischen gibt es auf der Insel einen ganzen Fischereizweig, der den Taschenkrebsen nachstellt. Auch im Wattenmeer um Sylt ist die delikate Krabbe auf dem Vormarsch.

Quellen und weitere Info:

Besuch der Insel Helgoland
Helgoland – Das Reise-Lese-Buch, Herausgeber Wendula Dahle, Edition Temmen 2001
Artikel vom 13. August 2010 „Die Welt“
Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung

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Die Nordsee hat natürlich noch mehr zu bieten. Begrifflich purzelt da aber einiges durcheinander, denn Köche und Biologen verwenden nicht die gleichen Bezeichnungen für die Meeresfrüchte.
Auch dazu habe ich einen Artikel auf Pagewizz geschrieben: 

1 Kommentar:

  1. Zu Meeresfrüchten und Co auf Reisen außerhalb von Europa kann ich nur sagen, dass man aufpassen sollte - denn auf keine Weise verstimmt man sich leichter den Magen als mit dieser Art von Essen... leider!

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